Wie alles begann

Am Anfang war die Idee. Aber keine Angst, sie wurde nicht zum Roman überdehnt. Die Idee war die, dass meine Fotografien einem größeren Publikum vorgestellt werden sollten. Erste Erfahrung hatte ich mit einer Präsentation einiger Fotografien in der Türkei gemacht. Und es war gut.

Ausstellungen in Galerien, Museen und ähnlichem kamen, schon allein wegen der Kosten, nicht in Frage. Angebote lagen mir für Arztpraxen und in Unternehmen vor. Hier waren aber die Möglichkeiten sowohl von der Anzahl der Fotografien als auch von der Zufälligkeit des Publikums begrenzt. Und dann stand mein Haus, ein altes Bergarbeiterhaus, nach dem Tod meiner Eltern leer.

Jetzt entwickelte sich die Idee, es war mittlerweile März 2005, etwas raumgreifender. Ich fragte eine Freundin von mir, Hella van Barneveld, die sich auf Grund ihres Kunststudiums professionell mit der Kunst auseinandersetzt, ob sie an einer gemeinsamen Ausstellung interessiert sei. Somit waren wir zu zweit. Das Leichteste war noch die Terminfindung. Wir haben uns auf den letzten Samstag im September verständigt, da zum Zeitpunkt der jetzt stattfindenden Konkretisierung noch nicht feststand, ob ich mein Haus verkaufen oder umbauen würde. Und ein Verkauf wäre zum 01. Oktober erfolgt.

Zuerst räumten meine Geschwister und ich das Haus, dass seit 1912 von meiner Familie bewohnt wurde, aus. Danach „entkleideten“ mein Mann, meine Freundin Gisela und ich alle Räume von Tapeten und Teppichen. Das Haus war nun aufnahmebereit für eine kurzfristig andere Nutzung. Die Planung, was wo präsentiert werden sollte, war nach einigem hin und her geklärt. Hier spielte aber nicht künstlerische Eitelkeit, sondern lediglich Praktikabilitätserwägung eine Rolle. Es standen uns ein Flur, ein Treppenhaus, vier Räume und ein Keller zur Verfügung. Letztendlich haben wir uns für alle Räumlichkeiten, außer dem Keller, als Ausstellungsräume entschieden. Mittlerweile war es Juli 2005. Und nun ging die „kleinteilige“ Planung los.

Der Name für die Veranstaltung war schnell gefunden: Hauskunstparty. Schließlich sollte bei dieser Veranstaltung das Haus im Zusammenwirken mit der Kunst zu einer Party werden. Ich habe die Domain sofort für uns belegt und war überrascht, dass diese noch frei war, wo doch die irrwitzigsten Wortkonstellationen schon vergriffen waren. Meinem Sohn, Dr. Elmar Jobs, habe ich den Auftrag zur Erstellung einer Homepage erteilt. Gisela entwickelte das Logo. Die Entscheidung, wer überhaupt eingeladen werden sollte, hatte als einzige Vorgabe, dass nur Personen eingeladen werden, mit denen man jederzeit eine Nacht „durchquatschen“ könnte. Die Anschriftensammlung wurde mit den vorliegenden privaten Adressenlisten bestückt und hatte dann doch den Umfang von 246 Adressen. Und wir hatten noch so viel Zeit.

Nach der Beendigung meines Urlaubes, Mitte August, hatte ich noch mein türkisches Patenkind zu Gast. Nach Melisas Besuch wurde dann die Zeit doch etwas eng. Die Einladung war noch nicht konzipiert, geschweige denn, verschickt. Die Auswahl der von mir auszustellenden Bilder war noch nicht getroffen, geschweige denn gerahmt. Die Einladung habe ich dann geschrieben, gedruckt, eingetütet und zur Post gegeben., bzw. an die Familie und enge Freunde per e-mail verschickt. Und es war wurde wirklich Zeit.

Jetzt beschäftigte ich mich mit den auszustellenden Fotografien. Es sollte im weitesten Sinne eine Geschichte erzählt werden. Zuerst waren es 55, dann 48 und schlussendlich 39 Fotografien, die ich unter einem Thema mit zwei Untergruppierungen ausstellen wollte. Die Frage der Rahmung erledigte sich auch wegen der Kosten relativ schnell. Ich entschied mich für Wechselrahmen DINA3. Lediglich die Auswahl der Passepartouts stellte mich vor nicht einkalkulierte Probleme. Endlich fand ich in einem alteingesessenen Schreibwarengeschäft, Fa. Gentsch, genau dass, was ich suchte. Ich entschied mich für 31 verschiedene Farben. Beim Einrahmen haben mir wieder mein Mann und meine Freundin Gisela geholfen. Eine Arbeit, die gut und gerne fünf Tage in Anspruch nahm. Die „entkleideten“ Wände bespannten wir mit Nessel. (Gut und relativ günstig bei Ikea zu erwerben.) Zwischenzeitlich trudelten die ersten Meldungen, teilweise mit dem größten Bedauern über die Nichtteilnahme versehene Abmeldungen, teilweise Anmeldungen, ein. Die Einladungen waren mit einer „Meldefrist“ versehen. Da auch ich hier Neuland betrat, war es wegen der Versorgungsplanung notwendig, dieses vorzugeben. Zum „Anmeldschluß“ lagen die Anmeldungen von 80 Personen vor. Dieses machte eine umfangreichere Küchenplanung erforderlich. Hierzu hatte sich meine Schwester, Irmgard Schoppe-Eitschberger dankenswerter Weise bereit erklärt. Die letzten vierzehn Tage vor der Kunsthausparty waren mit der Anfertigung der Beschilderung, der Installation aller Exponate, dem Einkaufen und Bestellen von Eß- und Trinkbarem, dem Herrichten der Außenflächen und letztendlich mit Reinigungsarbeiten ausgefüllt. Und dann war alles fertig.

Der Hauseingangsflur wurde mit der Familienchronik, angefangen mit Bildern meiner Großeltern von 1912, bestückt. Die Küche war das familiere Museum. Im Treppenaufgang hatte ich zehn Fotografien zum Thema „Sichtweisen, Industrie Sicht“ rechtsseitig und Hella van Barneveld ihre Bilder zum Thema „Mauerblumen“ linksseitig ausgestellt. Sie stellte weiterhin in den beiden Räumen des Obergeschosses ihre teilweise großflächigen Kunstwerke aus. Im ehemaligen Wohnzimmer, Erdgeschoß, waren 39 meiner Fotografien zum Thema „Sichtweisen, Einzigartig - Simpel“ zu sehen. Und die Hauskunstparty wurde zum Erfolg.

Als Erfolg werte ich die Tatsache, dass ungefähr 100 Menschen der Einladung gefolgt sind, diese von der Idee, deren Umsetzung und dem Zusammentreffen mit Menschen gleichen „Kalibers“ angetan bis begeistert waren. Ein Teilaspekt des Erfolges ist auch, dass sich weitere Gelegenheiten zu Ausstellungen auf Grund von Angeboten ergeben haben. Von einem unmittelbaren finanziellen Erfolg kann nicht gesprochen werden. Gut Ding will Weile haben. Und wir haben angefangen.

Mein Resümee zu dieser ersten Hauskunstparty: Die Kosten lassen sich durch intensive Eigenleistungen relativ gering halten. Der Arbeitsaufwand ist nicht zu unterschätzen. Zwischendurch kommt oftmals eine Durchhängepartie, in der man eigentlich alles abblasen will. (Was soll das, wozu dieser Aufwand und warum?) Aber: Die Einladungen sind raus, also zieht man es durch. Und es hat sich gelohnt.

Wir, Hella van Barneveld, Gisela Hense, Dr. Elmar Jobs, Irmgard Schoppe-Eitschberger, Bernd Schreiber und Margret Schreiber stehen gerne mit Ratschlägen zur Seite, www.hauskunstparty.de.